Freihandelszone: Wirtschaftsblöcke und Freihandelszonen

Freihandelszone: Wirtschaftsblöcke und Freihandelszonen
Freihandelszone: Wirtschaftsblöcke und Freihandelszonen
 
Die Weltwirtschaft wird nahezu vollständig durch drei große Wirtschaftblöcke bzw. Integrationsprojekte dominiert, in denen 75 % des Warenaustausches stattfinden: Europa, Nord- und Südamerika sowie die asiatischen Staaten. Innerhalb dieser regionalen Blöcke haben sich Staaten mit dem Ziel der Bildung von Freihandelszonen zusammengeschlossen. Für Nordamerika ist die Grundlage dafür die NAFTA (Nordamerikanische Freihandelszone), für Südamerika der Mercosur (Gemeinsamer Markt im südlichen Lateinamerika), in Südostasien soll aus der ASEAN (Vereinigung südostasiatischer Staaten) die AFTA (Asiatische Freihandelszone) hervorgehen, in Europa wird der Freihandel v. a. im Rahmen der Europäischen Union (EU) und durch den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gefördert. Das wirtschaftliche Ziel einer Freihandelszone ist, Zölle und Kontingente zwischen den Partnerländern abzubauen. Im Unterschied zur Zollunion können Mitgliedstaaten ihre Handelspolitik gegenüber Drittländern weiterhin autonom regeln. Im Binnenhandel sollen Ursprungszeugnisse verhindern, dass Importe aus Drittländern über das Mitgliedsland mit den geringsten Zöllen eingeführt werden. Das Land, in dem das Produkt endgültig auf den Markt kommt, kann einen kompensatorischen Binnenzoll erheben, wenn das Importprodukt nicht aus einem Mitgliedstaat kommt. Eine Freihandelszone verstößt zwar prinzipiell gegen das Meistbegünstigungsprinzip des GATT (Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen), hierzu sind im Abkommen jedoch Ausnahmeregelungen getroffen.
 
 Entwicklungstendenzen in den 90er-Jahren
 
Die Entwicklung der 90er-Jahre ist v. a. geprägt durch eine fortschreitende Liberalisierung des Welthandels und eine zunehmende wirtschaftliche Globalisierung bei gleichzeitiger regionaler Blockbildung.
 
In Europa wurde im Rahmen des wirtschaftlichen Integrationsprozesses 1993 der Europäische Binnenmarkt vollendet, 1994 trat das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum in Kraft und zum 1.1.1999 startete die Europäische Währungsunion (EWU). Auf der 5. ASEAN-Gipfelkonferenz 1992 wurde auf Vorschlag Thailands ein Abkommen zur Errichtung der AFTA beschlossen, das 1994 in Kraft trat. Die AFTA soll ein Gegengewicht zu den regionalen Handelsblöcken in Europa (EG) und Nordamerika (NAFTA) darstellen. Ziel ist, durch Zollsenkungen Handel und Wirtschaft zu stärken und ausländische Investoren zu gewinnen. Ziel der am 8.8.1967 gegründeten Staatengemeinschaft ASEAN ist die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der Mitgliedstaaten (1999: Birma, Brunei, Indonesien, Laos, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) und die Stärkung der politischen Stabilität innerhalb der südostasiatischen Region. Dies soll erreicht werden über die Formulierung einer gemeinsamen Industrie-, Handels-, Landwirtschafts-, Bergbau-, Energie-, Verkehrs-, Forschungs-, Sozial-, Tourismus- und Kulturpolitik. Zusätzlich werden die Beziehungen zu Drittländern ausgebaut.
 
In Lateinamerika formierten sich seit Anfang der 90er-Jahre fünf Staaten (Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay) zum Mercosur, der zu einer Zollunion entwickelt werden soll. Hauptprobleme der 1995 gegründeten regionalen Wirtschaftsgemeinschaft sind die unterschiedlichen Entwicklungsstufen der beteiligten Volkswirtschaften sowie gewisse Rivalitäten zwischen Argentinien und Brasilien. Über eine Annäherung der Mitgliedstaaten des Andenpakts an den Mercosur wird verhandelt.
 
Am 17.12.1992 unterzeichneten Kanada, Mexiko und die USA eine gemeinsame Erklärung zur Errichtung einer Freihandelszone (NAFTA). Dieses Abkommen trat 1994 in Kraft. Es hat zum Ziel, in den kommenden 10 bis 15 Jahren Handelsbarrieren und Zölle für Güter und Dienstleistungen abzubauen sowie die Investitionsbedingungen zu liberalisieren. Einbezogen sind der Schutz geistigen Eigentums und der Umwelt sowie arbeitsrechtliche Fragen. Wenn die bestehenden Handelsbarrieren und Zölle in dem geplanten Zeitraum vollständig abgebaut sind, ist die NAFTA die aktuell grösste Freihandelszone. Doch schon 1994 beschlossen die Staats- und Regierungschefs aller amerikanischen Länder die Schaffung einer weit über die bisherige NAFTA hinausgehenden »Freihandelszone beider Amerikas« (FTAA) bis zum Jahr 2005. Ebenso beschlossen 1994 die Mitgliedstaaten der APEC (Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit), langfristig eine Freihandelszone einzurichten.
 
 Perspektiven
 
Für den Beginn des 21. Jahrhunderts wird eine weitere Verstärkung der regionalen Blockbildung erwartet. Kritiker regionaler Freihandelszonen befürchten, dass es durch eine Diskriminierung von Drittländern zu einer Konzentration der Welthandelsströme auf den Regionalhandel innerhalb der Blöcke und gleichzeitig zu einer Abkopplung einzelner Ländergruppen (z. B. der Staaten Schwarzafrikas) kommen kann; denn schon jetzt dominiert der Intrablockhandel deutlich den Welthandel, was am Beispiel der EU deutlich wird.

Universal-Lexikon. 2012.

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